Zwei Jahre lang hat der Musikverein Neuler auf dieses Fest gewartet. Zwei Jahre lang hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt aber haben sie gefeiert – und wie. Von Freitagabend bis Sonntagabend haben sie ein Fest der Superlative auf die Beine gestellt. „Drei Tage wach“ lautete das Motto und tatsächlich sind viele Mitglieder des Festausschusses und Musiker um das Vorsitzendenteam Martina Winkler sowie Edgard und Rainer Schreckenhöfer fast nicht zum Schlafen gekommen. Ganz Neuler war erfüllt von Blasmusik vom Feinsten.
Schon der Freitagabend, der schon Wochen im Voraus mit 2500 Karten ausverkauft war, war der absolute Knaller. Die drei Brassbands „Urbn Brass“ (ihr Debüt), „Voixx Braddler“ und die „Fäaschtbänkler“ machten aus dem Festzelt einen Hexenkessel. Das Highlight des Abends waren sicher die aus der Schweiz kommenden „Fäaschtbänkler“. Alles begnadete Musiker, coole Hitschreiber, stimmungsvolle Entertainer und gleichzeitig bodenständig. Mit ihrer volksmusiknahen Instrumentierung haben sie in den letzten Jahren im Studio und auf hunderten Bühnen einen einzigartigen Popsound entwickelt: Blowpop.
Die Stimmung im Zelt hätte nicht besser sein können und zu späterer Stunde gab’s noch eine Polonäse mit einem gehandicapten Menschen im Rollstuhl an der Spitze. So sieht wahre Inklusion aus. Die Teams am Getränkeausschank hatten alle Hände voll zu tun. Einer am Bierausschank, Brauereibesitzer Karl Friedrich Ladenburger selber, sagte: „So viele Leute und so friedlich, sowas habe ich noch nie erlebt.“
Der Samstagmorgen begann in der Schlierbachhalle mit dem Wertungsspiel des Blasmusikverbands Ostalb. Der Musikverein Röhlingen, gleichzeitig Patenkapelle des MV Neuler, eröffnete den Reigen, gefolgt vom Kreisjugendorchester Esslingen und dem Musikverein Waltershofen, mit dem der MV Neuler seit Jahren freundschaftlich verbunden ist. Am Sonntag folgten der Musikverein Horn, die „Original Härtsfelder Musikanten“ aus Dorfmerkingen, der Gesang- und Musikverein Iggingen, der Gesang- und Musikverein Concordia Durlangen sowie der Musikverein Lautern. Sie alle stellten sich der strengen Jury, welche vom musikalischen Niveau begeistert war.
Nachmittags dann Spiel ohne Grenzen, organisiert von der Jugend des MV Neuler, aus dem die Jugendkapelle des Musikvereins Unterkochen als Sieger hervorging und den Pokal holte. Gleichzeitig war im Festzelt der erste Tag der Bläserjugend in Kooperation zwischen dem Musikverein Neuler und dem Blasmusikverband Ostalbkreis. Hier hatten Kinder und Jugendliche aus zwölf Vereinen die Gelegenheit, zu zeigen, was sie auf ihrem Instrument schon so alles draufhaben. Der Vorsitzende des Blasmusikverbands, Hubert Rettenmaier, hob im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“ hervor, dass dieser Tag wichtig sei, wichtig, um nach Corona wieder zusammenzukommen und wichtig, wieder das Instrument in die Hand zu nehmen.
Am Samstagabend dann erneut Blasmusik vom Feinsten. Die befreundeten Musikerinnen und Musiker aus Waltershofen eröffneten den Abend klanggewaltig mit ihren rund 60 Instrumenten. Dazwischen überraschte das Team um Rainer Schreckenhöfer, Martina Winkler und Andreas Bieg ihren Vorsitzendenkollegen Edgar Schreckenhöfer mit einem Ständchen zu dessen 48. Geburtstag. Dann, gegen 21.45 Uhr, begann Robert Payers Original Burgenlandkapelle – ein weiterer Höhepunkt des dreitägigen Festes – und nahm die Besucher im vollen Festzelt mit auf eine Reise in Polkas, Walzer und Märsche. „Grüß Gott ihr Freunde“ war eines der ersten Titel bei dem die Burgenlandkapelle unter Dirigent Werner Feil mit ihrem homogenen Klangbild und ausgewogener Dynamik begeisterte.
Am Sonntag ging es um 6.30 Uhr mit Tagwache und um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst im Zelt weiter. Danach Frühschoppen mit dem Musikverein Dewangen. Gegen 13.30 Uhr trat der Gemeinschaftschor auf dem Dorfplatz zwischen Kirche und Rathaus zusammen, an dem sich alle 36 Musikvereine, die zum Umzug nach Neuler gereist waren, beteiligten. Ein imposantes Bild.
Landrat Joachim Bläse überreichte dem MV Neuler die Pro Musica-Plakette für dessen überragendes Engagement. Beim Umzug schien ganz Neuler erfüllt von Blasmusik. Der Festzug bewegte sich vom Rathaus in Richtung Festplatz und passierte auch die Ehrentribüne mit dem Geburtstagskind, Musikverein Neuler, der alle rund 60 Teilnehmenden mit einer Laola-Welle begrüßte. Für viele ein weiterer Höhepunkt: der Fahneneinmarsch ins Festzelt, bei dem alle Fahnenträger unter den Klängen des Patenvereins aus Röhlingen und „Preussens Gloria“ von den Musikvereinen frenetisch begrüßt wurden. Festabschluss dann abends mit der Kapelle „Blechbagasch“, die noch einmal richtig Stimmung ins Festzelt brachte.
Drei tolle Tage, bestens organisiert vom Vorstandsteam Edgar und Rainer Schreckenhöfer sowie Martina Winkler und natürlich eben auch von allen Musikerinnen und Musikern, die eigens hierfür „drei Tage wach“ gewesen sind.